probe #7

  1. Februar 2015:

Felix Mitterer sagte Grüß Gott, bevor er sich zum Gespräch mit Ekrem verabschiedete, erfährt die 20-Uhr-Schicht beim Wechsel  von der 18-Uhr-Schicht. Den Blick auf den berühmten Schriftsteller haben wir später beorderten HacklerInnen leider versäumt. Was er über die türkischen Gastarbeiter  der Glanzstoff schreibt, werden jedoch alle bald lesen dürfen. Da besteht Chancengleichheit, gruppenmäßig.  Acht Lieferungen  sind bereits in Produktion gegangen. Sie reifen langsam. Solche Vorgänge dauern. Hauptsache, es passieren keine Umschmeißer. Auf unserem Laufband:  Gründungsfeier, Jännerstreik 1918 und die tragischen Ereignisse des April 1945. Weil die Fabrik gendertechnisch etwas seltsam duftet, können die Herren der Schöpfung unter prallen Jobangeboten wählen. Für das große weibliche Kontingent gibt es  derzeit „nur“ Maria  Emhart (Qualität  sei Dank, in mehreren Abteilungen nötig!),  Nina Sharikowa, Quotenplätze, Einspringen bei Bedarf  und  die Hoffnung auf den leichten Hauch einer Kontrolle „von  oben“.  Die Chefetage ist  nämlich unterwandert.  Der mit den Assistentinnen der Leitung geübte Protest nur lockeres Aufwärmen, gar nicht spröde.

Habe Felix Mitterer mitgeteilt, dass wir ein  versöhnliches Ende brauchen, schildert die doppelt tüchtige Kollegin Inge der Runde. Aber vielleicht ist das Leben schon der Bühne zuvorgekommen, denke ich mir:  Der Sohn eines Wehrmachtssoldaten, der einen Widerständler getötet hat, spielte mit dem Sohn eines Erschossenen im Hof des Häuserblocks in der Josefstraße, wird erzählt. Und die Enkelin von zwei auch Hingerichteten hört, wo ihre Großeltern versteckt waren. Dass diese nicht gerettet werden konnten, bedauern die Nachbarn noch heute.

Astrid Krizanic-Fallmann | zuverlässige, (Regie-)ambitionierte Bürgerin bei GESCHICHTEN AUS DEM HORVÁTH-LAND und GLANZSTOFF

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